Anton von Werner-Archiv

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Hintergrund: Ein Hobby-Projekt als Versuch, die vielfältigen Informationen zu einem Künstler hochgradig verknüpft in einer relationalen Datenbank abzulegen (171 Tabellen).
"...seinem Archiv, das eine Fülle an Abbildungen und Querbezügen bereithält, verdanke ich zahlreiche Informationen. Seine akribische Durchsicht meines Manuskripts hat mich vor etlichen Fehlern, Unstimmigkeiten und Lücken bewahrt." (Bartmann, Dominik. Anton von Werner - Werkverzeichnis. 2024)

⇒  Dr. Bartmann: Werkverzeichnis der Gemälde einschließlich der Wandbilder, Ölstudien und Ölskizzen (Digitalisierung in Bearbeitung)
⇒  Dr. Bartmann: Werkverzeichnis der Zeichnungen
⇒  Aktuell ausgestellt (soweit mir bekannt)

Anton von Werner an Joseph Victor von Scheffel (So, 02.03.1884)

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Zusammenfassung
Aktueller Stand der Arbeiten an Dioramen des Sedanpanoramas sowie ein kurzer Bericht über Persönliches und Kunstpolitik.
Abschrift
Berlin, den 2. März 1884.
Mein lieber teurer Freund!
Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 12. Februar und die Sendung der Oberzeller Freskennachbildungen. Ekkehard ist nicht vergessen, ich habe seither mehreres dafür gezeichnet, und ich sehne mich wahrhaft danach, einige ruhige Wochen - als Ausruhe von meinen großen Arbeiten — demnächst darauf verwenden zu können.
Ich bin zurzeit noch an die Vollendung des Sedanpanoramas gebunden, d. h. betreffs der drei Bilder, welche das eigentliche Schlachtfeld (1. September 1870, mittags 2 Uhr) vervollständigen. Es sind: I. Abends 7 Uhr: General Reille bringt dem König Wilhelm Napoleons Brief (30 Fuß zu 15 Fuß groß). II. Nachts 12 Uhr: Kapitulationsverhandlungen zwischen Moltke und Wimpffen in Donchery (15 Fuß zu 12 Fuß). III. Morgens 5 Uhr am 2. Sep- tember: Bismarcks und Kaiser Napoleons Zusammentreffen auf der Chaussee von Sedan-Donchery (19 Fuß zu 12 Fuß). Nr. I und III sind in zirka vierzehn Tagen vollendet; mit den drei Bildern hat die große Arbeit dann ihren Abschluß erreicht. Du mußt doch mal nach Berlin kommen!
Bei uns im Hause war und ist in den letzten Wochen wieder Krankheit gewesen. Der Zwilling Paul hatte Lungenentzündung, ist aber auf der Besserung; aber alle fünfe husten, eine Art leichteren Keuchhusten. Mir geht es in diesem Winter besser als sonst; die Anstrengungen, welche mit meinem Amt und der Art Führerrolle, welche mir ohne mein Zutun in der Künstlerschaft hier zugefallen ist, verbunden sind, kosten Zeit und Kraft. Zurzeit gerade müssen wir allen Witz und Verstand zusammennehmen, um die Bestrebungen der Kunst- gelehrten für ihre Sammlungen nicht zum Nachteil für uns produzierende Künstler und des modernen Kunstlebens ausfallen zu lassen. Bismarcks „Leute“ fangen schon an über „Kunstsimpelei“ zu reden und zu schreiben, gelegentlich der 412 Millionen für die Museen, und darunter könnten wir Künstler nachträglich zu leiden haben. Sei froh, daß Du nicht in diesen Kämpfen und in unserm Tohuwabohu steckst! Ich beneide jeden um seine Ruhe - aber wer von der Natur zum Kampf begabt und zum Rufer im Streit ausersehen ist, hat kein Recht, still zu liegen und sich zu sonnen! Und die Licht- und Sonnenblicke fehlen hie und da auch nicht.
Möge Dir Gesundheit und froher Sinn bewahrt bleiben, und Freude an Viktor, dem ich alles Gute wünsche!
Von Frau Malve herzliche Grüße !
In treuer Freundschaft
Dein
A. v. Werner.
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