Anton von Werner-Archiv

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Hintergrund: Ziel des Projekts ist der Einsatz einer relationalen Datenbank mit hochgradig verknüpften Tabellen zur strukturierten Speicherung vielfältiger Informationen und zur Unterstützung inhaltlicher Analysen; insgesamt umfasst sie 202 Tabellen.
"...seinem Archiv, das eine Fülle an Abbildungen und Querbezügen bereithält, verdanke ich zahlreiche Informationen. Seine akribische Durchsicht meines Manuskripts hat mich vor etlichen Fehlern, Unstimmigkeiten und Lücken bewahrt." (Bartmann, Dominik. Anton von Werner - Werkverzeichnis ⇒  Aktuelle PDF-Version)

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1885: Friedrich Pecht - Eine Charakterisierung von Anton von Werner

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Abschrift
Denn eine flüchtige Berührung im deutschen Ausstellungssaal 1878 in Paris hatte mir kaum einen anderen Eindruck hinterlassen, als daß dieser Mann es doch wohl mit der Kunst sehr ernsthaft nehmen müsse. Scharf und gewandt in seiner Dialektik, schlagfertig im höchsten Grade, muthet der mittelgroße, blaß und nervös aussehende, rasch ja unstät erscheinende, bewegliche Mann zunächst eigentlich nicht sympathisch an. Künstlerisch ist nichts an seiner unscheinbaren Gestalt als die langen Haare, sonst könnte man eher einen Journalisten vermuthen, wenn einem das eigenthümlich Schneidige des Wesens an ihm auffällt, die durchdringende Keckheit, mit der er aus den großen wasserblauen Augen blickt. Sie verräth aber, daß in diesem anscheinend so schwächlichen Körper eine Seele wohne voll gewaltiger Energie und ächtester Begeisterung für die Kunst. Man hat ihn sehr mit Unrecht sogar intrigant gescholten, während er sowohl am Hofe wie beim Reichskanzler vielmehr durch seine Ehrlichkeit und Geradheit in Gunst kam, die freilich die Klugheit nicht ausschloß. Diese steht ihm unzweifelhaft zu Gebote, wenn nicht, wie dieß den meisten Künstlern gelegentlich geschieht, sein lebhaftes Temperament oder seine Phantasie mit ihm durchgehen. Besitzt er aber die letztere unleugbar in hohem Grade und mangeln ihm auch weder die bereiteste Gestaltungskraft noch die durchdringendste Menschenkenntniß verbunden mit der grenzenlosesten Arbeitslust und Kraft, so wäre damit doch wohl der große Künstler auf's bestimmteste gegeben, selbst wenn man ihm die Tiefe und Stärke oder Erhabenheit der Empfindung nur in zweiter Linie zuerkennen könnte. Es ist aber schon ganz außerordentlich viel, wenn man als entschiedener Realist dennoch niemals gemein oder trivial wird, was ihm sicherlich nie begegnet. Vielleicht ist ein gewisses kühles Wesen, das seinen idealen Schöpfungen unleugbar oft anhaftet, am ehesten durch diesen Realismus zu erklären, da jene um ergreifend zu wirken eine Gemüthstiefe erfordern, welche dieser vorherrschend verständig angelegten Natur fremd scheint. Ebendarum aber ist sie so ganz geeignet, das norddeutsche, ja speziell das Berliner Wesen im Gegensatz zum süddeutschen in ihren Werken darzustellen und zugleich jene eigenthümliche Kühnheit in denselben zu zeigen, die fast immer erfrischend und interessant wirkt, ja bei solch realistischen Erzeugnissen wie dem Congreßbild sich geradezu bis zur ächten Genialität steigert, deren durchdringender Blick Dinge und Menschen eben gerade so sieht, wie sie sind.
Zusammenfassung
In der Charakterisierung werden Anton von Werners seine Stärken, Schwächen und sein norddeutsches, Berliner Wesen beschrieben.
Publikationen
Mittlere Beschreibung mit Bewertung:
  • 🔗 Pecht, Friedrich Anton von Werner in 🔗Pecht, Friedrich (1885) Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts. Studien und Erinnerungen. Vierte Reihe. Nördlingen: Verlag der C. H. Beck'schen Buchhandlung, S. 342-343🔗Externe Seite ⬈
Anlage
05.07.2023
Letzte Änderung
04.02.2025