1915: A.F.S. - Nachruf auf Anton von Werner
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Ein ... Genie war er nicht; aber in seiner guten Zeit ein Könner vom hohem Rang.
Die großen geschichtlichen und Zeremonienbilder, durch die er sich seinen Weltruhm erwarb, werden schon seit Jahren von der modernen Kritik und der modernen Künftlerschaft als wertlose Panoramenmalerei verachtet. Sehr mit Unrecht. Die so urteilen, haben gar keine Ahnung davon, wie viel nicht um: an Studium und Technik, sondern auch au Talent Zur Bewältigung solcher Aufgaben nötig ist, die an-sich der künstlerischen Behandlung widerstreben.
Seine Vorzüge wollte man nicht gelten lassen, seine Mängel, eine in der zweiten Hälfte seines Schassens allerdings immer deutlicher hervortretende akademische Trockenheit, wurden ins Maßlose übertrieben
Werner blieb den Angreifern nichts schuldig und manche seiner Reden, die er als Akademiedirektor gegen die „Moderne* hielt, kann man, von einzelnen Uebertreibungen abgesehen, als wahrhast klassisch betrachten und den berühmten akademischen Reden von Reynolds getrost an die Seite stellen.
In den letzten Jahren wurde Werner maßlos empfindlich, ließ sich öfters zu weit hinreißen und bot überhaupt das traurige Bild geistigen Verfalles.
Er war ohne Zweifel eine starke geistige Potenz und, wenn er auch gar nichts Geniales hatte, doch ein so starkes Talent, daß seine durch intensives Studium geschulte Begabung, seine technische Fertigkeit, seine Beherrschung der geistigen wie der materiellen Mittel Werke zutage fördern konnten, die zum Teil von bleibendem künstlerischen Werte sind und oftmals unendlich hoher stehen als die heute so beliebten Manifestationen von Genies oder Similigenies, die Technik, Studium und Können verachten, deren Produkte daher häufig genug im Dilettantismus stecken bleiben und gelegentlich psychologischen oder dokumentarischen Wert haben, aber keinen künstlerischen.
Zusammenfassung
Über die Stärken und Schwächen Anton von Werners und seine Konfrontation mit den Modernen
Kritiker
A.F.S.
Über
Schlagwort
Urheberrecht
Gemeinfrei. Bitte um E-Mail, falls doch Urheberrechtsschutz besteht
Anlage
11.07.2023
Letzte Änderung
04.02.2025