Anton von Werner-Archiv

Die Hochzeitsfeier am Sonntag, den 27. Februar, im Königlichen Schlosse war feierlich in üblicher Weise, aber sehr ermüdend. Es herrschte in allen Räumen ein so tropische Hitze, daß mehrfach Damen ohnmächtig wurden und mir war es auch nicht möglich, nach allen vorausgegangenen Strapazen dem Fackeltanz der Herren Minister bis zum letzten Umgang beizuwohnen; ich konnte nur immer wieder die körperliche Widerstandsfähigkeit der zum Teil doch schon hochbejahrten Festteilnehmer, den 84jährigen Kaiser an der Spitze, bewundern. Es war überigens ein malerisch wirksames schönes Bild, als das jungvermählte Paar mit seinem Gefolge von schleppentragenden Hofdamen, Pagen und Kavalieren in glänzenden Uniformen die Treppe von der Schloßkapelle in den Weißen Saal hinabstieg und es blieb nur zu bedauern, daß man so etwas in seiner reichen Vielfarbigkeit mit dem Schimmern und Funkeln des warmen Kerzenlichtes auf den Goldstickereien, Orden und Waffen nicht unmittelbar und mühelos fixieren konnte.